Der lange Tanz
Als die Frühmesse beendet war,
Nahmen sich drei junge Weiber,
Dicht am Kloster, nicht weit vom Altar,
Drei junge Kälbertreiber.
Die sechs fingen dort zu tanzen an,
Und reckten die ranken Glieder,
Und sangen dabei Hallelujah
Und Welt- und Hochzeitslieder.
Der Presbyter nahte in Eifer und Zorn
Und seine Stimme bellte.
Doch der Singsang ging weiter in Distel und Dorn
Und verhöhnte des Pfarrherrn Geschelte.
Der Priester schrie auf in heiserer Wut:
Daß ihr bliebet durch Gottes Knüttel
Und des heiligen Märtyrers Magnus Blut
Ein Jahr lang in solchem Geschüttel!
Da tanzten sie ein ganzes Jahr,
Bald züchtig in zierlichem Reigen,
Bald wüst wie eine Bacchantenschar,
Bald in feierlich finsterm Schweigen.
Nunquam dormio hieß ihr Klagegedicht,
Das sie stets von neuem sangen.
Sie aßen nicht, sie tranken nicht,
Sie tanzten, taumelten, sprangen.
Und als das Jahr vorüber war,
Ritt vorbei auf einer milchweißen Stute
Der Erzbischof Herbert von Köln im Talar,
Und dem wurde seekrank zu Mute.
Er löste schleunigst den tollen Graus,
Er löst die verwunschenen Bänder,
Und führt die sechs ins Gotteshaus
Vor des Hochaltars goldnes Geländer.
Sie fielen in tiefen Schlaf sogleich,
Es zitterten fort ihre Leiber;
Es schliefen drei Tage lilienbleich
Die sechs Weiber und Kälbertreiber.
Am vierten erschien aus dem Himmelsverlies
Der heilige Magnus von Norden,
Der nahm sie mit ins Paradies,
Da sind sie selig geworden.