Die Spinnerin von Sanct Peter
Auf der Magdalenenspitze
In den Dünen von Sanct Peter
Sitzt in hellen Sommernächten
Stumm die schöne Frau Maleen.
Ihr zur Seite steht das Spinnrad,
Doch die Hände ruhn im Schoße.
Ihrer Augen Sehnsuchtsketten
Ankern in der wilden See.
Sieht sie einer aus der Ferne,
Macht er schaudernd Kehrt. Ihr Schatten
Bringt ihm noch vor Jahreswende
Unglück oder Tod ins Haus.
Gestern in der Julimondluft
Sah ich sie aus großer Weite.
Plötzlich zog mich toller Fürwitz,
In der Nähe sie zu sehn.
Tiefe Ruhe. Flutgewisper.
Nur die Düneneule flattert
Leise, wie mit Vampyrflügeln,
Wohlig durch die weiche Nacht.
Nah und näher, immer näher,
Zagen Schrittes, offnen Mundes,
Mit weit aufgerißnen Augen,
Komm ich endlich zu ihr hin.
Und mich dünkt, die dort ich finde,
Ist nicht mehr als eine Puppe,
Eine Puppe aus dem Vorstadt-
Wachsfigurenkabinett.
Da – entsetzlich! dreht sie langsam,
Lautlosruckweis wie ein Uhrwerk
Ihre Stirn nach meiner Stirne:
Grinst mich eine Leiche an?
Ohnmächtig brach ich zusammen,
Bis der Morgentau mich weckte.
Kalt und keusch, unendlich einsam
Lag das unbewegte Meer.