Das Opfer
Bei den Mohawk-Indianern,
Die am Niagara wohnen,
Bringen sie ein Löseopfer
Jahr um Jahr dem Großen Geist:
Daß der todessichre Strudel
Über sie kein Unheil speie,
Opfern sie die schönste Jungfrau
Jahr um Jahr aus ihrem Stamm.
Wenn der Tag herangekommen,
Schmücken sie den weißen Nachen,
Daß er absticht von den andern,
Legen ihn am Ufer fest.
Und bei Vollmond ist die Weihe,
Abschied nimmt das schöne Mädchen;
Ihren Eltern, ihrer Sippe
Sagt sie wortlos Lebewohl.
Zwischen Früchten, zwischen Blumen
Sitzt die junge Menschenblüte,
Sitzt auf Grizzlibärenfellen
Psanschadana im Canoe.
Und sie lenkt den Kahn geschmeidig
Von den Ufern ihres Stammes,
Von den Ufern ihrer Kindheit
Mitten in den breiten Strom.
Ruhig treibt dahin die Strömung,
Ruhig wartet Psanschadana.
Und im grellen Mondschein aufrecht
Gleitet sie den Fluß hinab.
Klingt Gesang her von den Wassern?
Breitet sie die braunen Arme?
Brausen Flügel durch die Nacht hin?
Poltert dumpf der große Geist?
Psanschadana steht im Einbaum,
Regungslos das Ruder haltend.
Reißend wird die breite Strömung,
Laut her brüllt der Katarakt.
Felsen, Wirbel, Schäume, Abgrund,
Donner schlagen an die Sterne,
Psanschadanas Opferseele
Jauchzt hinan: Es ist vollbracht!